, Bürgi Reto

40 Jahre FC Lungern: Gespräch mit zwei „Urgesteinen“

Blick in die Vereinsgeschichte

Gespräch mit zwei „Urgesteinen“ des Vereins

Zu unserem ersten Gespräch im Jubiläumsjahr haben wir zwei Vereinsmitglieder eingeladen, welche seit den Anfängen mit viel Herzblut dabei sind und so einiges mit dem FC Lungern erlebt haben. Tauchen Sie mit unseren beiden Ehrenmitgliedern Toni Bürgi und Peter (Pedrä) Bürgi ein in 40 Jahre Vereinsleben.


Wann und wie seid ihr zum FC Lungern gekommen?

Toni: Ich bin seit der Gründung des FC Lungern von 1982 dabei. Einige meiner ehemaligen Schulkollegen fragten mich und andere sportbegeisterte Lungerer beim FC mitzuhelfen. Ich wusste damals noch nicht sehr viel über Fussball, doch meine „Klassägspannä" konnten mich überzeugen mitzumachen. Im Sommer 1982 begannen wir mit unserem Spielertrainer Rolf Lüthi mit dem Training und bereiteten uns auf die 1. Meisterschaft vor.

Pedrä: Ich bin seit der 1. Generalversammlung vom 5. Februar 1983 in einem Amt beim FC Lungern. Meine Schwager (Dani und Stefan Gsteiger) fragten mich im Sommer / Herbst 1982, ob ich beim neugegründeten Verein mithelfe. Zuerst als Passivmitglied und ab der 1. GV als Platzwart.

Das heisst ihr habt das historische erste Meisterschaftsspiel miterlebt. Was ist euch davon besonders in Erinnerung geblieben?

Toni (lacht): Das wir vor dem Spiel noch Steine vom Fussplatz einsammeln mussten, damit der Platz bespielbar war. Damals war halt vieles noch improvisiert, beispielsweise wurde der Pausentee beim Hotel Löwen abgeholt und beim Mehrzweckgebäude wurde eine kleine Festwirtschaft „auf die Beine“ gestellt. Das Anspiel durch Ottmar Hitzfeld blieb mir ebenfalls in Erinnerung. Wobei ich heute glaube, dass damals nicht alle wussten, welch bedeutende Persönlichkeit des Fussballs, da mit uns auf dem Fussballplatz stand.

Pedrä: Das erste Meisterschaftsspiel habe ich mit der Familie als Zuschauer miterlebt. Ich erinnere mich, dass dies das einzige Mal war, dass eine Schiedsrichterin ein Spiel einer Herren Mannschaft des FC Lungern leitete. Man bedenke dies ist nun schon bald 40 Jahre her.

Was waren damals die besonderen Herausforderungen für den neugegründeten Verein?

Toni und Pedrä: Die Entstehungsgeschichte des Vereins und die Anfangsjahre waren ein steiniger Weg und dies nicht aufgrund der angesprochenen Steine auf dem Fussballplatz. Hauptsächlich war der Anfang aus finanzieller Hinsicht schwierig, da man praktisch von Null anfangen musste. Der Verein lebte anfangs ausschliesslich von den Beiträgen der Mitglieder und somit sprichwörtlich von der Hand in den Mund.

Wie konnten diese Herausforderungen gemeistert werden?

Toni und Pedrä: Zum einen durch viel Einfallsreichtum (hierzu hätten wir später noch eine Anekdote) und zum anderen durch viel Fronarbeit aller Vereinsmitglieder. Ein Beispiel: Die Spieler der 1. Mannschaft zeichneten das Spielfeld anfangs jeweils selbst und dies mit einem Markierwagen vom FC Giswil. Dieser musste jeweils durch die Spieler in Giswil abgeholt und anschliessend wieder zurückgebracht werden.
Die finanzielle Lage verbesserte sich langsam mit der Ausführung des Dorfturniers ca. ab 1983. Damals waren die sogenannten „Grümpelturniere“ landauf, landab wahre Volksfeste und dies war auch in Lungern nicht anders. Einen massgebenden Anteil zur Verbesserung haben auch die vielen Gönner und Freunde des FC Lungern beigetragen. Nur mit deren grosszügiger Unterstützung konnte der Stellenwert, den der FC in der heutigen Vereinslandschaft geniesst, über die Jahrzehnte aufgebaut werden.

Wie sah eure weitere Karriere beim FC Lungern aus und in welchen Ämtern wart ihr tätig?

Toni: Ich war Spieler und ab 1990 als Vorstandsmitglied in den Funktionen Aktuar, Kassier, sowie Vizepräsident tätig. Von 2003 bis 2015 amtete ich als Seniorentrainer und seit 2003 bin ich als Clubhauswirt im Einsatz.

Pedrä (ergänzt mit einem Lachen): Zudem ist Toni früher wie heute als Stromer, Mechaniker usw. unverzichtbar.

Pedrä: Ich war während 25 Jahren Platzwart des FC Lungern. Seit der Fertigstellung des Clubhauses im Jahr 2000 bin ich als Clubwirt tätig. Zudem betreute ich mehrere Jahre den Online – Auftritt und bin nach wie vor für die Dokumentation und die Archivierung zuständig.


Was waren für euch besondere Herausforderungen bei diesen Tätigkeiten?

Toni: In meiner Zeit im Vorstand war es teils herausfordernd passende Funktionäre zu finden, wenn ein Amt frei wurde. Sowie für die verschiedenen Veranstaltungen genügend Personen "zum Helfen" zu organisieren, vor allem da man nicht immer die gleichen Personen fragen wollte.

Pedrä: Der Platzwart war in den Anfängen für sehr viele Arbeiten zuständig. Einige davon sind heute aufgrund moderner Infrastruktur nicht mehr notwendig oder wurden auf mehrere Personen verteilt. Das waren sehr herausfordernde Zeiten, auch weil es an guter Ausrüstung und Infrastruktur fehlte. Ich denke da, an verschiedene Rasenmäher die öfter Mal nicht funktionierten, an das nochmalige zeichnen der Spielfeldlinien kurz vor den Spielen, weil Regen die Kreide(farbe) der Linien zu stark abwusch. Bei den Rasenmähern konnte mir Toni dies meistens wieder in Ordnung bringen, doch beim Wetter war auch er machtlos.
Die mit Abstand grösste Herausforderung war jedoch der Fussballplatz. Der "Alte Platz" wurde zu unserer Freude im Jahr 1989 saniert. Später stellte sich dann heraus, dass der neue Rasen von Anfang an schlecht angewachsen war und das Gras nicht wuchs. Es brauchte verschiedene Interventionen, damit im Folgejahr eine Nachsanierung erfolgen konnte. Das war eine schwierige Zeit für mich und erklärt wohl einen Teil meiner grauen Haare. Nach der erfolgreichen Sanierung konnten die Meisterschaftsspiele endlich auf einem zur damaligen Zeit legitimen Platz und mit der Flutlichtanlage sogar nach Sonnenuntergang absolviert werden.

Wie hoch schätzt ihr, als amtierende «Clubhuis - Wirtä», den Stellenwert vom Clubhaus im Verein ein?

Toni und Pedrä: Der Stellenwert ist sehr hoch. Das Clubhaus ist der Treffpunkt während und nach den Spielen.
Schöne Beispiele sind die Freundschaften, welche hier zwischen den Eltern der Junioren geschlossen wurden und das Zusammentreffen von Jung und Alt. Dabei zeigt sich, dass der Entscheid das Clubhaus auch bei Juniorenspielen zu öffnen, richtig war. Wir erhalten immer wieder Komplimente von Gastmannschaften, welche uns erzählen, dass dies bei anderen Vereinen nicht immer der Fall ist. Ein weiterer Aspekt ist auch die vereinfachte Logistik. Früher mussten z.B. für ein Dorfturnier noch viel mehr Sachen zugeführt werden, welche heute, wie selbstverständlich im Clubhaus integriert sind.

Unser «Clubhuis» ist also heute nicht mehr wegzudenken. Wieviel Aufwand ist von eurer Seite notwendig, damit ihr unsere Clubhaus Gäste kulinarisch verwöhnen könnt?

Toni: Vor, während und nach den Spielen kommt mit dem Einkaufen, Inventar, Kochen, Wirten und Putzen schon einiges zusammen. In einer Saison kamen wir mal auf ca. 250 Std. pro Mann, wenn man bedenkt, dass eine Saison ca. 24 Wochen dauert. Die netten Gespräche zwischendurch und das gemütliche Beisammen sein nach den Spielen, gibt mir jedoch die Bestätigung das sich der Aufwand allemal lohnt.

Pedrä: Am Anfang waren wir mit mir, insgesamt vier Personen (Christine Bürgi, Barbara und Urs Berchtold "Bäri"). Danach ab 2003 waren Toni und ich dann zu zweit. Wir können jedoch bis heute immer auf die Mithilfe von verschiedenen dem FC nahestehenden Personen, sowie auf die Mithilfe des Vorstandes zählen. Gerade zu Spitzenzeiten wäre die Bewirtschaftung der Gäste zu viel für zwei Personen, vor allem da ich dann hauptsächlich in der Küche beschäftigt bin.
Wir erweiterten anfangs auch schrittweise unser Angebot vom einfachen Mikrowellen Essen, zum Pizzaofen und später kamen auch Pommes Frites hinzu. Der Aufwand und die Nachfrage wurden dadurch grösser, dies war auch ein Grund, dass ich im Jahr 2007 das Amt als Platzwart abgab und mich von da an auf das Clubhaus konzentrierte.

Erzählt uns doch wie der FC Lungern zu seinem «Clubhuis» kam.

Toni: Der damalige Präsident Ruedi Hodel und ich (als Vizepräsident) wurden vom FC Alpnach zur Eröffnung ihres neuen Clubhauses eingeladen. Bei diesem Anlass im Jahr 1999 wurde uns bewusst, wie wertvoll so ein Begegnungsort für einen Verein ist. An diesem Tag war schon mal der Wunsch im Jubiläumsjahr 2002 ein Clubhaus zu eröffnen geboren. Es war uns bewusst, dass aufgrund der finanziellen Situation einzig eine Baubaracke oder ein Pavillon in Frage kamen.

Toni und Pedrä: Erste Anfragen für solche Bauten bei verschiedenen Stellen blieben ohne Ergebnis. Ein Bericht im Obwaldner Wochenblatt, dass das Bauprovisorium des Café Wiprächtiger in Sachseln zu kaufen wäre, hat dann den Vorstand des FC dazu veranlasst zuzugreifen. Die Lokalität wurde gekauft noch bevor eine Baubewilligung vorlag. Eine Bauverzögerung in Sachseln hatte für den FC den positiven Aspekt, dass der Pavillon nicht zwischengelagert werden musste und die nötigen Bewilligungen, sowie Verträge unter Dach und Fach gebracht werden konnten. Bereits beim Dorfturnier Ende August 2000 konnten wir erstmals die Infrastruktur unseres Clubhauses nutzen.

  Toni und Pedrä in unserem Clubhuis

Was bedeutet euch die Vereinszugehörigkeit und was gibt euch die Kameradschaft im Verein zurück?

Toni: Es bereitet mir grosse Freude für den Nachwuchs und die Gemeinschaft eine sinnvolle Freizeitaktivität mitzugestalten. Die gute Kameradschaft im Verein motiviert mich und es haben sich auch schöne Freundschaften gebildet. Interessant sind auch die Gespräche mit den verschiedensten Gästen im Clubhaus, welche mir Einblicke in neue und andere Sichtweisen eröffnen.

Pedrä: Ich schliesse mich dem gerne an. Man lernt so auch immer wieder die «nachkommende Generation» kennen. Es freut mich auch besonders, wenn uns die jungen Vereinsmitglieder bereits mit dem FC Lungern identifizieren und wir ein Stück weit den Verein verkörpern dürfen.
An dieser Stelle ist es uns auch wichtig zu erwähnen, was ein Verein überhaupt ist. Ein Verein ist eine auf Dauer angelegte Vereinigung von «Gleichgesinnten», die zusammenarbeiten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Gerade in unserer heutigen, schnelllebigen Konsumgesellschaft, sollten wir uns dessen wieder bewusster werden.

Welche zwei Vereinskameraden haben euch, auch hinsichtlich der Zusammenarbeit, am meisten beeindruckt oder geprägt?

Toni: In meiner Zeit als Aktivspieler hat mich der damalige Trainer Hansruedi Vogler (Subaru) geprägt. Er hat aus uns «Jungspunden» eine gute und erfolgreiche Mannschaft geformt, welche den 1. Aufstieg schaffte. Dazu gehörte manchmal auch eine gewisse «Strenge», welche im nach hinein betrachtet, uns auch reifer werden liess.
Ein weiterer ist Thomas Gasser (Lemäkari’s), welcher mehrere Jahre mit mir im Vorstand war. Er hatte immer ein «offenes Ohr» für die Anliegen des FC und ohne dessen Unterstützung wären viele Projekte nicht umsetzbar gewesen, wie Schuhputztrog, Betonelemente für Sitzgelegenheit und vieles mehr.

Pedrä: Bei mir waren es vor allem die beiden Präsidenten Hansruedi Odermatt (Bahnhöfli) und Riodi Hodel, welche beide viel für den Verein geleistet haben. In der schwierigen Zeit als Platzwart (nach Platzsanierung 1989) stand Hansruedi immer hinter mir und vertrat unsere Vereinsanliegen gegenüber den zuständigen Stellen. Zudem stand er uns in der Anfangszeit des Clubhauses mit seinem Fachwissen bezüglich Gastronomie immer mit Rat und Tat zur Seite.
Riodi Hodel war «der Initiant» des Clubhauses, der Homepage, der Bandenwerbung usw. Kurz nach seiner Amtsübernahme drohte der Fussballplatz gegen die Hintistrasse abzurutschen. Durch Riodi’s Initiative wurde nicht nur das Problem mit dem Versetzen von grossen Granitsteinen behoben, sondern gleichzeitig ein Zaun mit Bandenwerbung montiert. Dieser hat den grossartigen Nebeneffekt, dass nicht mehr jeder Ball in der Bürglen geholt werden muss. Das zeigt, Riodi sah Lösungen und keine Probleme.

Was war euer sportlich grösster Erfolg oder erzählt uns etwas über eure schönsten Erlebnisse im Verein?

Toni: Bei mir sind dies der erste Sieg in Altdorf von 1983 und der 1. Aufstieg von 1989. Beim 1. Aufstieg mussten wir unser letztes Spiel in Engelberg gewinnen. Ausgerechnet an diesem Wochenende war ein Militärmanöver angesagt und unsere wichtigsten Stammspieler fehlten. Eine Anfrage auf eine Spielverschiebung hatte keinen Erfolg und so waren wir gezwungen mit einer zusammengewürfelten Elf anzutreten, davon acht Temporäre, welche noch nie ein offizielles Fussballspiel absolviert hatten. Umso schöner war es, dass wir trotz den schwierigen Umständen den Aufstieg mit einem Sieg feiern konnten.

Pedrä: Den 1. Aufstieg habe ich als Zuschauer natürlich auch in schöner Erinnerung. Wir fuhren damals nach dem Juniorenausflug mit dem Bus nach Engelberg und feuerten die Mannschaft an. Bei mir standen neben dem Sportlichen sonst mehr die menschlichen Begegnungen im Vordergrund. Ich erinnere mich gerne zurück an die vielen Juniorenausflüge (Schifffahrt auf der Reuss, Alpamare, Helikopterflug, Gold waschen, Seilpark usw.), sowie an Ausflüge mit der 1. Mannschaft z.B. in «Aschi’s Hütte» und natürlich an die Fasnachtsumzüge mit «ein wenig» Konfetti.

Toni und Pedrä: Ein spezielles Erlebnis durften wir 2015 gemeinsam geniessen. Wir wurden vom IFV Innerschweizer Fussballverband zum EM - Qualifikationsspiel Schweiz – San Marino in St. Gallen eingeladen. Nach einem gemütlichen Nachtessen durften wir 7 Tore der Nationalmannschaft bejubeln.
Der IFV hat in besagtem Jahr vier aktive Vereinsfunktionäre aus der «Innerschweiz» in Anerkennung ihres langjährigen, ehrenamtlichen Einsatzes eingeladen und geehrt, darunter unsere beiden Gesprächspartner.

Erzählt uns doch noch eine Anekdote / Kurioses aus eurer Zeit beim FC Lungern?

Toni: Während des Meisterschaftsspiels gegen den FC Kickers Luzern hätte es fast einen Spielabbruch gegeben. Die Kühe eines benachbarten Bauern hatten sich beim «Firesfahrä» auf den Fussballplatz verirrt. Diese waren so übermütig, dass die Spieler des FC Kickers vor Schreck davongerannt waren.

Pedrä: Für die erste Sitzgelegenheit der Spieler und der Zuschauer kamen alte Holzbretter von Berner Kobis Hühnerstall zu Ehren. Bis es jedoch so weit war, brauchte es manche Fronstunde. Die Bretter mussten abgeschliffen werden und der Miststaub juckte überall. Aus finanzieller Sicht die einzige Möglichkeit zu Sitzbänken zu kommen. Aus einigen der Holzbretter wurden auch noch Tablare im Ballenraum gezimmert.

Wir bedanken uns für das interessante Gespräch und möchten an dieser Stelle anmerken, dass Toni und Pedrä bei unzähligen Anlässen, wie Dorfturnieren, Seenachtsfesten, Juniorenausflügen usw. über all die Vereinsjahre mithalfen und uns immer nach Kräften unterstützen. Unsere beiden „Urgesteine" sind stark im Verein verwurzelt und längst mit ihm zusammengewachsen. Dies sehr zu unserer Freude, da wir mit euch zwei «Gleichgesinnte» im Verein haben, welche die Zusammenarbeit vorbildlich vorleben. Wir bedanken uns, für euren unermüdlichen Einsatz und hoffen unsere Ziele noch viele Jahre mit euch teilen zu können.

In diesem Sinne «Hopp FC Lungrä»